Bindungsentwicklung bei Pflegekindern
Bindungsentwicklung und psychosoziale Anpassung von Pflegekindern: individuelle und soziale Einflussfaktoren
Methode: Längsschnittstudie mit Pflegekindern im Alter von ca. 1.5 bis 6 Jahren
Drittmittel-Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Kooperationsprojekt zwischen der Universität Erlangen-Nürnberg & Fachhochschule Dortmund
Projektleitung (Erlangen):
Dr. Ina Bovenschen
Prof. Dr. Gottfried Spangler
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen (bis 2013):
Dr. Sandra Gabler
Dipl.-Psych. Katrin Lang
Dipl.-Psych. Janin Zimmermann
Hintergrund des Forschungsprojekts
Durch jahrelange Forschung ist uns zwar viel über die Bindungsentwicklung von Kindern bekannt, die in ihren leiblichen Familien aufwachsen, jedoch gibt es bisher kaum Untersuchungen, die sich mit der Bindungsentwicklung von Pflegekindern beschäftigen.
Dabei stellen Pflegekinder einerseits auf Grund von negativen Erfahrungen in ihrer Herkunftsfamilie (z.B. Misshandlung, Vernachlässigung) und andererseits wegen der erlebten Trennungen und Bindungsabbrüche eine Risikogruppe von Kindern dar, die Schwierigkeiten in verschiedenen Bereichen aufweisen. Beispielsweise sind Pflegekinder besonders vulnerabel für die Entwicklung von psychischen Auffälligkeiten, sie weisen häufig Entwicklungsverzögerungen auf, zeigen oft Bindungsprobleme, und es können bei ihnen Auffälligkeiten in der psychophysiologischen Stressregulation beobachtet werden.
Pilotprojekt
In einem ersten Pilotprojekt mit 3- bis 8-jährige Pflegekindern konnten wir feststellen, dass ein bedeutsamer Teil der Pflegekinder auch nach längerer Zeit in der Pflegefamilie noch Bindungsprobleme aufweist und diese auch mit anderen Schwierigkeiten der Kinder, z.B. aggressiven Verhaltensweisen oder Problemen mit Gleichaltrigen, zusammenhängen. Die psychischen Auffälligkeiten der Kinder waren zum Teil mit denen klinischer Stichproben vergleichbar und wurden sowohl durch die Umstände der Vermittlung als auch durch Erfahrungen der Kinder in ihrer Herkunftsfamilie beeinflusst.
Hier finden Sie die Ergebnisse des Pilotprojekts: Bericht Pilotprojekt
Aktuelles Projekt
Da in der ersten Studie Pflegekinder teilgenommen haben, die schon länger in ihrer Pflegefamilie lebten, konnte nicht beurteilt werden, warum es manchen Kindern besser als anderen gelang, neue positive Beziehungen in der Pflegefamilie aufzubauen und welche Faktoren förderlich für eine gesunde psychische Entwicklung der Kinder sind.
Zur Klärung dieser Fragen ist das aktuelle Forschungsprojekt als dreijährige Längsschnittuntersuchung angelegt, bei der wir insgesamt 59 Pflegekinder im Alter von etwa 1,5 bis 6 Jahren während des ersten Jahres in ihrer Pflegefamilie begleitet haben.
Ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt der Studie liegt in der Beobachtung der Entwicklung der Bindungsbeziehung zwischen den Pflegekindern und ihren Pflegeeltern und der Ermittlung von Faktoren, welche diese Entwicklung beeinflussen. Außerdem werden Bedingungen der psychosozialen Anpassung des Kindes in der Pflegefamilie untersucht. Ein weiterer Fokus liegt auf der Erfassung von Bindungsstörungssymptomen der Pflegekinder. Zudem wird in der Studie untersucht, inwieweit sich die Beziehung des Pflegekindes zu seinen Pflegeeltern auch auf den Verlauf psychischer Probleme des Kindes und dessen Stressniveau auswirkt.
Langfristiges Ziel dieses Projektes ist es, durch ein besseres Verständnis der Bedingungsfaktoren für eine gesunde Anpassung von Pflegekindern die Entwicklung eines Beratungsprogramms für Pflegeeltern zu ermöglichen, das dazu beiträgt, eine positive Beziehung zwischen Pflegekind und -eltern sowie eine gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern.
Präsentation mit den zentralen Befunden des Pflegekinderprojekts: Präsentation
Kooperation
Projektkooperationspartner des Forschungsstandortes Erlangen ist die Fachhochschule Dortmund unter der Leitung von Prof. Dr. Katja Nowacki.
Gefördert wurde dieses Forschungsprojekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Zeitraum von Januar 2010 bis Dezember 2013.
Flyer zum Download: Flyer